Ein Tabu rückt in die Öffentlichkeit (Remscheider Generalanzeiger 06.12.2010)

 

(red). Das Thema Suizid soll nicht hinter verschlossenen Türen bleiben. Das liegt den Teilnehmern der Gruppe "Hinterbliebene nach Suizid" am Herzen. "Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 10 000 Menschen auf diese Weise", sagt die erste Vorsitzende Paola Marten. Und: "Wir haben uns vorgenommen, das Schweigen über dieses Tabuthema zu brechen."

Der erste Schritt an die Öffentlichkeit ist die Kunstausstellung "Nur ich" sowie das Symposium zum Thema, die der Verein in Kooperation mit der Wuppertaler Galerie Janzen initiiert. Beim Symposium "Nichts ist mehr wie es war" am 16. Januar 2011, ebenfalls in der Galerie, sollen Referenten über Suizid und seine Hintergründe informieren. Themen der Vorträge sind unter anderem "Sektenbetroffenheit und Suizid" oder "Depression und Suizid". Zu Wort werden Kriminalbeamte kommen, ebenso wie Psychiater, andere Sebsthilfegruppen und ein Schmerztherapeut. Am Samstag, 22. Januar, soll gleicherorts ein Präventionstag folgen, der sich vorwiegend an Pädagogen und Erzieher wendet.

 

"Wir wollen aufklären und gleichzeitig verhindern, dass es mehr Fälle gibt", beschreibt Paola Marten die Intention, sich mit dem Projekt an die Öffentlichkeit zu richten. Wünsche für die Zukunft gibt es auch: "Das Wort Selbstmord sollte aus dem Vokabular gestrichen werden", betont Paola Marten. Und mehr Offenheit wünschen sich die Betroffenen. "Man kann mit uns reden. Auch wenn wir ein schweres Schicksal tragen.

 

- "Nichts ist mehr wie es war", Symposium der Selbsthilfegruppe "Hinterbliebene nach Suizid", am Sonntag, 16. Januar von 10.30 Uhr bis 19.30 Uhr in der

Galerie Janzen, Hofaue 55 (Kolkmannhaus), in Wuppertal. Die Veranstalter bitten um eine Eintrittsspende von 5 Euro zu Gunsten des Projektes. Nähere Informationen unter  02 02 /47 36 41.

 

 

Jeder Verstorbene hinterlässt ein Bild (RGA Teil 2)

(acs). Welches Bild hinterlasse ich, wenn ich mir das Leben nehme? Was vermittle ich denen, die zurückbleiben? Mit diesen und anderen Fragen zum Suizid beschäftigt sich die Künstlerin Bianca Patricia. Mit der Ausstellung "Nur ich", die vom 9. bis 23 Januar in der Galerie Janzen im Kolkmannhaus in Wuppertal zu sehen ist, thematisiert die in München lebende Fotografiekünstlerin das bedrückende Thema der Selbsttötung.

Die bereits 2009 entwickelte fotografische Serie soll der Versuch sein, sich dem Phänomen in der Gegenwart anzunähern. Bianca Patricia hatte Zugriff auf Archivmaterial der Polizei, die die sterblichen Überreste der Toten am Auffindeort zeigen. Die Künstlerin fotografierte sie erneut ab, machte Gesichter und Umgebung unkenntlich. Ungeschönt und real bleiben die Bilder dennoch. "Zunächst war ich skeptisch diesem Thema gegenüber", gibt Galeristin Martina Janzen zu.

"Man kann nicht jeden mit diesen Motiven konfrontieren." Sie wählte zur Präsentation deshalb einen geschlossenen Raum im Innenhof des Kolkmannhauses. Seitdem sie entschieden hat, die polarisierende Ausstellung ins Haus zu holen, ist sie überzeugt davon, dass es richtig war: "Das Thema muss auf den Tisch. Schon allein zu Präventionszwecken." Mit Zur-Schau-Stellen, das will Martina Janzen betont wissen, habe dieses Öffentlichmachen indes nichts zu tun. "Es ist eine sehr sensible Herangehensweise, ein intellektuelles Hinterfragen." 13 zum Teil großflächige Werke sind auf der 100 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche zu sehen. Bianca Patricias erklärtes Ziel: den Tod zu entmythologisieren.

 

- Die Ausstellung "Nur ich" ist von Sonntag, 9., bis Sonntag, 23. Januar 2011, in der Galerie Janzen, Hofaue 55 (Innenhof, 1. Etage) zu sehen - mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr sowie nach Verienbarung.